"Wir brauchen dringend mehr Schläuche, um ein weiteres Ausbreiten
des Waldbrands im Bereich Oelkinghausen verhindern zu können. Bitte umgehend
entsprechendes Material anliefern." Absender dieses Funkspruchs ist der Löschzug 3
der Freiwilligen Feuerwehr Hattingen, Empfänger die Technische Einsatzleitung. Ihre
Aufgabe lautet jetzt: umgehend für entsprechenden Nachschub sorgen. Nachschub, den an
diesem Tag glücklicherweise niemand wirklich benötigt, alles ist nur eine Übung.
Schauplatz dafür ist die Kreisfeuerwehrzentrale in Gevelsberg.
"Im
Gegensatz zu anderen Übungen ging es uns nicht um den Einsatz vor Ort, also
beispielsweise um praktische Brandbekämpfung, sondern um die ebenfalls wichtige Arbeit im
Hintergrund", erläutert Karsten Kohn, für Zivil- und Katastrophenschutz
zuständiger Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Bei größeren Schadenslagen, also
Ereignissen, die von der Kreisleitstelle allein nicht mehr bewältigt werden können, wird
die notwendige Koordination von einer so genannten Technischen Einsatzleitung, kurz TEL,
übernommen. Zu ihr gehören zwischen vier und sechs Feuerwehrmännern, untergebracht ist
sie in einem mobilen Container.
In diesem seit mehreren Monaten geplanten Übungsfall gilt es, sich mit
einem Waldbrand im Bereich Zuckerberg/Gewerbegebiet Oelkinghausen auseinandersetzen. Per
Funk, Meldezetteln und Telefon wird das fiktive Geschehen vor Ort simuliert. Vermisste
Personen werden gemeldet, Wetterdaten abgefragt, Lagemeldungen und Anfragen gehen ein.
Eine Löschgruppe will beispielsweise wissen: "Was ist mit der
Wasserversorgung?" Inzwischen hat ein Mitglied der TEL geklärt: per Sammelversorgung
sind im Industriegebiet Oelkinghausen 1600 Liter pro Minute, im Bereich B7/VER 3.200 und
an der Heilenbecker Str. 800 Liter verfügbar. Egal was kommt, ständig muss die TEL
angemessen reagieren, sie verteilt Helfer und Material, sichert die Versorgung und trifft
alle einsatzrelevanten Entscheidungen.
Die aktuelle Lage erkennt die TEL auf einer mit zahlreichen Symbolen
versehenen Kreiskarte. Rote Rechtecke zeigen an, wo sich gerade welcher Löschzug
befindet, weiß-blaue Zeichen stehen für Verletzte, blaue für Hilfsorganisationen wie
THW oder DRK, ein großer gelber Pfeil zeigt die Windrichtung, Dreiecke mit schwarzen
Zahlen markieren die verschiedenen Einsatzabschnitte.
Nach rund sieben Stunden weicht die Anspannung aus den Gesichtern der rund 30
Teilnehmer, der Funk verstummt, niemand rennt mehr mit Meldezetteln über den Flur. Die
Übung ist beendet. "Das Ziel, die Führungskräfte der kreisangehörigen Feuerwehren
für die Arbeit in einer Technischen Einsatzleitung zu schulen und sie mit den
vielfältigen Anforderungen zu konfrontieren, haben wir auf jeden Fall erreicht",
zieht Karsten Kohn eine grundsätzlich positive Bilanz. Dennoch hofft er natürlich, dass
ein praktischer Einsatz für eine TEL im Ennepe-Ruhr-Kreis die Ausnahme bleiben wird.